Der Schlüssel zum Erfolg im Immobilienmanagement - Die Bedeutung des Common Data Environment (CDE)
- SmartBuilding.Academy

- 18. Aug. 2023
- 5 Min. Lesezeit

Digitale Transformation und das CDE
Die moderne Bauprojektindustrie erfordert digitale Datenerhebung, -verwaltung und automatischen Austausch von Projektdaten mit allen Beteiligten. Eine Marktübersicht vergleicht erstmals 18 gängige CDE und zeigt erhebliche Unterschiede zwischen den Lösungen auf.
Herausforderungen und Chancen in der Bau- und Immobilienbranche
Die Bau- und Immobilienbranche steht vor großen Veränderungen aufgrund von Lieferkettenengpässen, technologischen Fortschritten, Fachkräftemangel, neuen Regulierungen und dem Streben nach Nachhaltigkeit. Die digitale Transformation beeinflusst die Projektierung, Entwicklung und Erstellung von Bauwerken, besonders durch Building Information Modelling (BIM), das digitale Modelle von Gebäuden erstellt.
Der Schlüssel zur Zusammenarbeit
Ein zentrales Element für die Zusammenarbeit in dieser virtuellen Umgebung ist das CDE, eine cloudbasierte Plattform, in der Bauprojektinformationen gespeichert werden und allen Projektbeteiligten zugänglich sind. Der Zugang hängt von individuellen Anforderungen, Berechtigungen und vertraglichen Verpflichtungen ab.
Ein Blick in das CDE
Ein CDE ist eine zentrale Plattform, auf der alle beteiligten Parteien eines Bauwerks relevante Informationen und Daten über den gesamten Lebenszyklus der Immobilie speichern, teilen und verwalten können. Es geht über einfache Dokumentablagen oder Dokumentenmanagementsysteme (DMS) hinaus und bietet erweiterte Funktionalitäten wie die Aggregation, Verwaltung und gezielte Verteilung von Informationen, automatisierte Workflows und Zugriffsverwaltung. Ein CDE kann aus verschiedenen IT-Tools bestehen und nicht nur auf die Bauentwicklung beschränkt sein, sondern auch im Betrieb fortgeführt werden, um eine einheitliche Datenstruktur, standardisierte Schnittstellen und End-to-End-Digitalisierung zu unterstützen.
Auf dem Weg zum optimalen CDE
Die DIN SPEC 91391 ist ein Kriterienkatalog für die Anwendung eines CDE im Bauprojektmanagement, entwickelt vom Deutschen Institut für Normung (DIN). Der Katalog besteht aus zwei Teilen:
Der erste Teil legt grundlegende Anforderungen an ein CDE fest, um effizientes Datenmanagement und nahtlosen Informationsaustausch zu gewährleisten.
Der zweite Teil konzentriert sich auf Informationssicherheit innerhalb des CDE, einschließlich Vertraulichkeit, Integrität und Verfügbarkeit der Daten.
Die DIN-Norm kann bei der Auswahl eines CDE für Bauprojekte herangezogen werden, da es viele unterschiedliche CDE am Markt gibt, die in Funktionalität, Struktur und Sicherheit variieren. Das vorliegende Whitepaper von pom+ untersucht 18 gängige CDE und analysiert deren Nuancen, Trends und Entwicklungen in der Anwendung.
Herausforderungen bei der Beschaffung eines CDE
Die heutigen Anforderungen an Immobilien sind vielschichtiger als vor einem Jahrhundert. Moderne Gebäude müssen nicht nur physische Bedürfnisse erfüllen, sondern auch hohe Standards in Bezug auf Sicherheit, Energieeffizienz, Atmosphäre, Funktionalität, Flexibilität und Design erfüllen.
Da Immobilien technologisch komplexe Strukturen mit langer Lebensdauer sind, gleicht jedes Bauprojekt einem IT-Projekt. Die vernetzte Welt erfordert Spezialisten:innen und Experten:innen, die frühzeitig in die Entwicklung einbezogen werden. Dies führt jedoch zu einer starken Prozessfragmentierung, großen Datenmengen und einem dynamischen Informationsfluss, was die Kommunikation im Projektteam erschwert.
Ein CDE kann diese Herausforderungen mildern, indem es eine zentrale Plattform für Datenmanagement und Informationsaustausch bietet. Dennoch gibt es zwei Hauptprobleme bei der Auswahl eines CDE:
Mangelnde Kompetenz in der Beschaffung: Oft liegt der Fokus der Bauherren:innen primär auf der Bauaktivität, während Daten lediglich als Nebenprodukt betrachtet werden. Dies kann dazu führen, dass E-Mail-Postfächer oder Sharepoint-Ablagen zur Hauptinformationsquelle werden, was auf ein unzureichendes Verständnis für strukturierte, transparente und qualifizierte Informationen hinweist.
Fehlende Entscheidungshilfen: Selbst wenn Beschaffungskompetenzen vorhanden sind, gestaltet sich die Auswahl des richtigen CDE als anspruchsvoll. Technologieanbieter:innen müssen oft erheblichen Aufwand betreiben, um bei Ausschreibungen die geforderten Nachweise zu erbringen, während Besteller:innen Schwierigkeiten haben können, geeignete Technologieanbieter:innen gezielt anzusprechen.
Die Analyse von 18 CDE-Lösungen, durchgeführt pom+ im Frühjahr 2023, basiert auf 37 Bewertungsindikatoren in den Bereichen Usability, Informationsmanagement, Schnittstellen, Dateiablage und BIM-Funktionen. Dabei werden Aspekte wie Benutzerfreundlichkeit, Informationsmanagementeffektivität, Schnittstellenfähigkeiten, Dateiverwaltung und BIM-Funktionen untersucht. Die Analyse bietet Bauherren:innen und Betreibern:innen eine Orientierungshilfe bei der Auswahl eines passenden CDE und dient als Grundlage für die Gestaltung der Projektumgebung, die den individuellen Bedürfnissen gerecht wird.
Usability
Der Cluster "Usability" widmet sich der eingehenden Bewertung der Benutzerfreundlichkeit von CDE. In diesem Kontext werden unterschiedliche Kriterien analysiert, die entscheidend für eine reibungslose Nutzung sind
Informationsmanagement
Der Cluster "Informationsmanagement" konzentriert sich auf die Bewertung der Fähigkeit eines Common Data Environments (CDE), Informationen effizient zu organisieren, zu integrieren, zu aktualisieren und durchsuchbar zu machen. Dies gewährleistet eine umfassende und qualitativ hochwertige Verwaltung von Informationen im gesamten Bauprojekt.
Schnittstellen
Im Cluster "Schnittstellen" wird die Fähigkeit des CDE analysiert, nahtlose Integrationen mit anderen Softwareanwendungen und Workflows zu ermöglichen, um einen reibungslosen Datenaustausch und Automatisierung zu gewährleisten. Dabei werden Aspekte wie der Export von Daten in Excel-Format, anpassbare Exportvorlagen, die Verfügbarkeit einer Programmierschnittstelle (API), die Anpassung modifizierter Industry Foundation Classes (IFC) und COBie XML-Export betrachtet.
Dateiablage
Der Cluster "Dateiablage" behandelt die effiziente Verwaltung von Dateien und Dokumenten. Es wird untersucht, inwieweit das CDE eine kontextbezogene Zuordnung von Informationen für die Organisation, das Management und die Versionierung ermöglicht, um einen kontrollierten Workflow sicherzustellen. Bewertet werden Kriterien wie der Import strukturierter Formate, das Vorhandensein eines integrierten Dokumentenmanagementsystems (DMS), die Verknüpfung von Dokumenten mit Bauteiltypen und -instanzen, die Versionshistorie von Dokumenten und die Umsetzung eines Freigabeworkflows.
BIM-Funktionen
Im Cluster "BIM-Funktionen" wird geprüft, ob das CDE den Anforderungen an Zusammenarbeit, Modellanalyse, Dokumentenverwaltung und Nutzung von BIM-Daten gerecht wird. Dies umfasst Aspekte wie modellbasierte Kollisionsprüfung, modellbasiertes Pendenzentool, Import und Export von BCF (BIM Collaboration Format), Hinzufügen von Anmerkungen und Markierungen, Auswertungen und Business Intelligence (BI), Schnittstellen/Plugins, Definition und Export von Informationsanforderungen sowie Modellvergleiche.
Erkenntnisse aus der Untersuchung

1. Der Markt für CDE-Lösungen zeichnet sich durch hohe Vielfalt und schnellen Wandel aus. Spezialisierungstrends sind erkennbar, und die Integrationsfähigkeit von CDE-Lösungen wird angesichts der Marktkonsolidierung immer wichtiger.

2. Ständige Innovationen führen zu Verunsicherung bei Anwendern. Neue Tools drängen ständig auf den Markt, was die Auswahl und Anwendung komplex macht. Ein einmal definiertes CDE-Setup kann in der Entwicklungsphase bereits überholt sein.

3. Kurze Innovationszyklen sind in der Technologiebranche wichtig, führen jedoch in der Bau- und Immobilienbranche zu Herausforderungen. CDE werden kontinuierlich aktualisiert, was Nutzer dazu zwingt, ihre Systeme regelmäßig anzupassen.

4. Bei der Systemwahl sind die Anforderungen der Bauherrschaft entscheidend. Es ist wichtig, die Zusammenarbeit im Projekt, den Einsatz von BIM, Rollen und Verantwortlichkeiten zu berücksichtigen. Die Frage nach der Datenhoheit und der Systemnutzung im Projekt oder Betrieb ist ebenfalls relevant.

5. Sicherheitsaspekte in Bezug auf Kollaboration und Cloud-Lösungen gewinnen an Bedeutung, insbesondere im Hinblick auf Datenschutzgesetze wie das Schweizer Datenschutzgesetz (nDSG) und die EU-Datenschutzrichtlinien (DSGVO).

6. Die Definition eines CDE ist oft unklar, und die DIN SPEC 91391 bietet nur begrenzte Hilfe. Hersteller:innen haben an dieser Norm mitgewirkt, was zu Interpretationsspielräumen führt.
Insgesamt zeigt die Untersuchung, dass die Wahl und Implementierung eines CDE komplex ist und sorgfältige Abwägungen erfordert, um die besten Ergebnisse in Bezug auf Datenmanagement und Kollaboration zu erzielen.
Schlüssel zum nahtlosen Übergang von Bauphase zu Betrieb
Das CDE spielt eine entscheidende Rolle im durchgängigen Datenmanagement und beeinflusst maßgeblich den erfolgreichen Übergang von der Bauphase in den Betrieb einer Immobilie. Als zentrale Plattform für die Speicherung und Verwaltung von Projektinformationen behält es während des gesamten Lebenszyklus der Immobilie seine Relevanz. Daher ist es für Bauherren:innen von Bedeutung, sich mit verschiedenen CDE-Lösungen auseinanderzusetzen.
Ein Schlüssel zur Effizienz
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Datenhoheit und -konsistenz. Immobilieneigentümer:innen und Betreiber:innen haben ein Interesse daran, stets Zugriff auf vollständige und aktuelle Projektinformationen zu haben, Inkompatibilitäten zu vermeiden und Zugriffsrechte flexibel anzupassen. Das Bewusstsein für den Wert von Daten im Bau- und Immobilienbereich ist jedoch oft noch begrenzt. Daten werden häufig rein aus IT-Perspektive betrachtet und auf ihre Funktion als Messinstrumente reduziert. Es bedarf eines grundlegenden Verständnisses für datengetriebene Zusammenhänge und die sinnvolle Nutzung von Daten. Kenntnisse der unternehmensspezifischen IT- und Datenstruktur sowie Erfahrung mit Dokumentenmanagementsystemen (DMS) und Enterprise Resource Planning (ERP) sind dabei von Vorteil.
Spezialisierte Partnerunternehmen und fundierte Entscheidungen
Viele Eigentümer:innen und Bauherren:innen fühlen sich heutzutage noch überfordert. In vielen Fällen kann es sinnvoller sein, ein spezialisiertes Partnerunternehmen mit der Einführung und Entwicklung eines CDE zu beauftragen.
CDE als Wegweiser
Die vorliegende Systemübersicht von pom+ bietet Vergleichswerte und unterstützt dabei, die relevanten Kriterien im Bauprojekt objektiv zu bewerten und einzuordnen. Damit kann eine fundierte Entscheidung bei der Auswahl und Implementierung eines geeigneten CDE getroffen werden.


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